Prinz
Löwenherz mit sanfter Seele
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DER LEONBERGER
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Goldenes Fell, eine schwarze Maske und eine prächtige Mähne sind die Kennzeichen des mächtigen Hundes, der Königen und Kaisern zu Füssen lag. Seine inneren Werte kennen nur die, die mit ihm leben: Sanftmut, Geduld und ansteckende Lebensfreude. | ||
Die Stadt Leonberg
war jahrhundertelang berühmt für ihre Viehmärkte. Zu Schafen
und Kühen konnten die Bauern dort auch gleich ihre Hunde kaufen - derbe,
massige Riesen, die weder Tod noch Teufel fürchteten und sich als Treiber
und Wächter gleichermassen eigneten. Weit über die Grenzen reichte
der Ruf der "Leonberger" Hunde. So kaufte zum Beispiel Marie Antoinette,
Tochter der Kaiserin Maria Theresia, vor ihrer Heirat mit dem franzö-sischen
Ludwig XVI. ihren ständigen Begleiter in Leonberg. In den Aufzeichnungen
des Fürsten Metternich finden sich Lobeshymnen auf die kraftstrotzenden
Hunde aus der Stadt bei Stuttgart. Die Preussen, Sachsen und Osterreicher
deckten sich dort mit Armeehunden ein, fahrende Kaufleute bestellten dort
Einspannhunde und Hundehändler fanden im grossen Angebot passende Exemplare
zum Auffrischen ihrer eigenen Zuchten. Lange bevor die gezielte Rassezucht populär wurde, kreuzten die Leonberger schon "eigene" Bauern- und Landhunde mit "Fremden", vor allem aus den Gebirgsregionen der Alpen und schufen so z.B. die Vorfahren des Hovawart. Einer der eifrigsten Züchter war der Stadtrat Heinrich Essig (1808 - 1889), der neben Geflügel und Kleinvieh auch gewerbsmässig Hunde züchtete. Herr Essig wusste mit Thaler und Groschen umzugehen: Durchschnittlich 300 Hunde brachte er pro Jahr an den Mann. Ob er, wie es heute die "Legende" will, das Wappentier seiner Heimatstadt, den Löwen, als Hunderasse kreieren oder ob er lediglich analog zu "Leo", den König der Hunde züchten wollte, lässt sich aus den spärlichen Aufzeichnungen der Entstehungszeit des Leonbergers nicht ersehen. Dass der geschäftstüchtige Stadtrat über seine neuen Mähnenhunde zum gut kassierenden Hoflieferanten in ganz Europa wurde, lässt aber den Schluss zu, dass es ihm in erster Linie um einen Herrschaftshund ging, der durchs Aussehen von sich reden machte. |
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Die Stammväter:
Ein Schweizer, ein Franzose und ein Amerikaner Essigs Zuchtrudel bestand hauptsächlich
aus damals noch namen- und stammbaumlosen Leonberger Viehhunden. Vom Aussehen
her ähnelten sie den heutigen jugoslawischen Sarplaninac, dem Kaukasischen
Owtcharka und dem Portugiesischen Estrela. Ob er diese urtümlichen
kerngesunden Tiere je nutzte, ist nicht bekannt, aber anzunehmen. Nach
mündlicher Überlieferung soll er zunächst einen grossen
langhaarigen St. Bernhardshund vom Klosterhospiz St. Bernhard mit einer
Landseerhündin (die damals noch als schwarzweisse Neufundländerhündin
bezeichnet wurde) gekreuzt, und vier Generationen lang die schwarzweißen
Nachkommen mit ihren Eltern bzw. Grosseltern rückgezüchtet haben.
Zwei Welpen der ersten Generation tauschte er gegen einen weiteren gelbweissen
Bernhardiner aus dem Kloster ein und schliesslich gehört auch ein
Pyrenäen Berghund zu den Urahnen des Leonbergers, denn Essig züchtete
nicht nur goldene Exemplare mit tiefbrauner Maske, sondern auch weisse
und silberne, mit dunklerer Mähne und Ohren. Schneeweiss mit schwarzem
Kopf war auch der erste getaufte "Leonberger", der 1846 geboren
wurde: ein Riese mit über 80 cm Höhe, 160 Pfund Gewicht und
dem Gemüt eines Engels. Der Essigsche Löwenhund kam an. So gut,
dass der Hundehändler nicht schnell genug für Nachwuchs sorgen
konnte und die Preise für ein Mähnenexemplar aus dem Leonberger
Hundepark automatisch explodierten. Das schuf Neider, vornehmlich bei
den Züchtern der damals europaweit populären Bernhardiner. Der
legendäre Barry hatte die Passhunde weit über die Grenzen der
Alpen berühmt und zum Modehund gemacht. Im Leonberger sahen die Schweizer
Züchter unliebsame Konkurrenz; sie schmähten ihn als Bernhardiner-Mischling
oder Leonhardiner und spielten auf die No-Name-Produkte des Händlers
an: "Was man nicht definieren kann, das sieht man gut als Leonberger
an". Sogar der Kynologe und Verfasser des Lexikons "Die deutschen
Hunde", Strebel, empfindet den Löwenhund nicht so recht als
Rasse: "Er tauchte zu einer Zeit auf, als die Bernhardiner aufkamen
und die Nachfrage das Angebot überstieg. Man begann Kreuzungen reiner
Bernhardiner mit langhaarigen Hunden, die ihnen ähnlich sahen...
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Ein Knecht wird
König
Den Schöpfer der Silberschwarzen
und Goldbraunen brauchte das nicht zu stören. Hatte Essig bislang
vornehmlich Hunde verkauft, die Schwerstarbeit vor Karren oder hinter
Herden leisten mussten, landeten seine Leos in den Palästen der Herrscher.
Oesterreichs Kaiserin Elisabeth (Sissi), kaufte allein sieben Leonberger.
Napoleon III. gehörte ebenfalls zu Essigs Kunden, wie auch der italienische
König Umberto, der englische Prince of Wales, der Zar von Russland
und Grossherzog Friedrich von Baden. Runde tausend Mark musste bald hinblättern,
wer einen der Königshunde kaufen wollte und so fand Herr Essig, der
sich jetzt Baron Essig nannte, Nachahmer. Zu den Berghunden, die innerhalb
der Gruppe Pinscher Schnauzer, Molosser, Schweizer Sennenhunde eine eigene
Sektion bilden, gehören neben den Rassen Neufundländer, Landseer,
St. Bernhardshund (Bernhardiner) und Pyrenäenberghund, die direkt
an der Entstehung des Leonbergers teil hatten, auch die spanischen Rassen
Mastin Espanol und Mastin de los Pirineos, der marokkanische Aidi, die
Portugal Hunde Cao de Castro Loboreiro, Cao de Serra da Estrela, Rafeiro
do Alentejo, der anatolische Hirtenhund, der Hovawart, die Tibetdogge
und die beiden Owtcharkas aus dem Kaukasus bzw. Mittelasien. |
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Wer keinen Schaden
hat, braucht sich um Spott nicht zu sorgen
Möglicherweise hat es
der Rasse gut getan, dass sie nie mehr so boomte wie zu kaiserlich-königlichen
Zeiten. Dem Leonberger blieben so viele erbliche Belastungen und Charaktermängel
erspart. Dafür teilt er das Schicksal einiger Rassehunde, die nicht
auf dem Gipfel des Ruhms schwimmen und deshalb oft unerkannt bleiben oder
als besonders gelungener Mischling bezeichnet werden. Denn nach wie vor
gehören Leonberger, mit rund 110 in der Schweiz eingetragenen Welpen
pro Jahr, zu den selteneren Rassen, allerdings mit steigender Beliebtheitstendenz.
Der urwüchsige Country-Look, der ihnen früher so viel Spott
eingebracht hat, liegt heute im Trend. |
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Soviel Muskeln wie
Verstand
Nach dem Standard wird der Leonberger den Berghunden zugeordnet. Er soll gross und kräftig sein, wenn er auch nicht mehr die Mega-Masse von einst erreichen darf. Bis zu 80 cm sind beim Rüden erlaubt, 75 cm darf die Hündin messen. Das Gewicht ist nicht festgelegt, doch ist die ursprüngliche Schwere nicht mehr erwünscht, weil sie - wie bei allen grossen Hunden - zu Skelettschäden führen kann. Der Kopf soll nicht so hoch und breit wie der des Bernhardiners sein, die Beine nicht extralang, dafür kräftig bemuskelt. Auffallend an diesem Hund ist äusserlich vor allem das lange Fell mit Hals- und Brustmähne und üppiger Fülle an der Rute. Die Löwenfarbe wird heute bevorzugt: goldgelb bis rotbraun soll das Grundfell glänzen, schwarze Haarspitzen sind erlaubt, eine schwarze Maske ist das Markenzeichen. Das von Erfinder Essig so geliebte weiss, Erbe des Pyrenäen-Berghundes, ist beim Leonberger von heute nur noch als winziges Fleckchen auf der Brust erlaubt, während Schwimmhäute zwischen den Zehen, Erbe des Neufundländers, begrüsst werden. Alles in allem ist er eine imposante Erscheinung, dieser Löwe aus Baden-Württemberg, der trotz seiner Grösse und Kraft so ideal wie nur wenige andere den Anforderungen unserer Zeit entspricht. Denn, als Nebeneffekt zu Löwenmähne und Löwenmut, haben seine Schöpfer ihm auch einen fantastischen Charakter angezüchtet, der ihn zum idealen Familienbegleiter prädestiniert. |
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Eine Seele von Hund
Körperliche Grösse
und Kraft schaffen Selbstbewusstsein. Daran fehlt's dem Goldhund überhaupt
nicht. Er hat es nicht nötig, sich durch Dauergebell Gehör zu
verschaffen, oder durch Drohen und Knurren auf sich aufmerksam zu machen.
Angriffslust ist ihm genauso fremd wie Wutausbrüche oder Panik. Der
normale Leonberger hat Nerven wie Drahtseile und immer die Ruhe weg. Souverän
überhört er Verkehrslärm und Grossstadthektik, ebenso erhaben
widersteht er Provokationen. Freundlich begegnet er allen Menschen, gutmütig
empfängt er andere Tiere. Kleinkindern gegenüber ist er geduldig,
lässt sich befingern und betätscheln. Grösseren zeigt er
seine unermüdliche Bereitschaft, bei jedem Spiel mitzumischen. |
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Vom Welpen zum erwachsenen
Hund
Der Leonberger gehört zu den Rassen mit grossen Würfen. Durchschnittlich acht Junge bringt die Hündin zur Welt, doch ein Dutzend oder mehr sind nicht selten. Das Geburtsgewicht der Welpen beträgt etwa 400 bis 500 g. Sie sind meerschweinchen-gross. Nach acht Tagen hat sich das Gewicht verdoppelt. Mit 14 Tagen wiegen sie etwa 1200 bis 1400 g. Die Augen öffnen sich mit 14 Tagen, der Zahnwechsel erfolgt zwischen drei und sechs Monaten, wenn die Junghunde bereits dreizehn Kilogramm und darüber wiegen. Mit etwa einem Jahr haben die Leonberger ihre endgültige Grösse erreicht, die vollständige körperliche Entwicklung dauert aber rund zwei Jahre. Wie bei allen grossen, schweren Hunderassen kann die erbliche Hüftgelenksdysplasie (HD) auftreten. Zur Zucht zugelassen werden Rüden und Hündinnen des-halb nur nach erfolgter HD-Prüfung und bestandener Zuchttauglichkeitsprüfung. Hunde mit mittlerer oder schwerer HD werden von der Zucht ausgeschlossen. |
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Er lernt alles,
manchmal zu gut
Bei fast allen Rassen steht
die Erziehung im Vordergrund. Das gilt natürlich auch für den
Leonberger. Er muss erzogen werden, dazu eignen sich die von vielen Hundesportvereinen
angebotenen Erziehungskurse sehr gut. Doch der Muskelprotz lernt das meiste
von selbst. Schon der Welpe ist so lobhungrig, dass ihn jedes "Brav"
zum Wiederholen seiner guten Tat animiert und er auf diese Weise seine
Grundlektionen schon beherrscht, wenn er ins Erziehungsalter kommt. |
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Der Leonberger in
der Schweiz
Sicher sind vor dem Ersten
Weltkrieg Leonberger-Hunde in die Schweiz gekommen, wir haben bereits
die zwei erwähnt, die auf den Grossen St. Bernhard und die zwei,
die auf den St. Gotthard kamen. |
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Die Pflege
Beim Leonberger handelt es
sich um einen langhaarigen Hund, daher ist die Fellpflege sehr wichtig.
Das Fell sollte mindestens einmal wöchentlich mit einem grobzinkigen
Stahlkamm gründlich durchgekämmt werden. Dabei ist vor allem
der Befederung, den Hosen und der Partie unter den Ohren grosse Auf-merksamkeit
zu widmen, damit keine Verfilzungen der Haare entstehen. Zur Zeit des
Haarwechsels, im Frühjahr und im Herbst, empfiehlt sich diese Prozedur
täglich, um die abgestorbenen Haare zu entfernen. Der Leonberger
braucht weder getrimmt noch geschoren zu werden. Ebenfalls sind die Ohren
wöchentlich auf Verschmutzung zu kontrollieren und bei Bedarf schonend
zu reinigen. Selbstverständlich müssen auch die regelmässigen
Impfungen vom Tierarzt durchgeführt werden. Der Leonberger ist halbjährlich
auf Wurmbefall zu kontrollieren und bei Befall gemäss den Anweisungen
des Tierarztes zu entwurmen. |
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Leonberger-Anekdoten
Als der italienische Nationalheld
Giuseppe Garibaldi von einem Kriegszug im Tirol nach Sizilien zurückkehrte,
sprang sein Leonberger ins Meer dem Schiff entgegen und kletterte daran
zu seinem Herrn empor. |
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Kein Hund für
alle Fälle also.
Aber einer für alle, die einen Seelentröster suchen, einen zuverlässigen Begleiter, einen "stürmischen Liebhaber" und einen ewig treuen Freund. Einen Hund eben, der nicht nur ein goldenes Fell hat, sondern auch ein goldenes Herz. |
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Herausgeber: Schweiz.
Leonberger-Club (SLC) Internetadresse: http://www.leonberger.ch |
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Quellenangabe: Haupttext von Frau Uschi Birr. Erschienen in: Partner Hund. Das Magazin von "Ein Herz für Tiere". Der Leonberger in der Schweiz von Dr. h. c. Hans Räber. In "Enzyklopädie der Rassehunde" (Cosmos Verlag 1993) sind weitere interessante Informationen über den Leonberger zu lesen. Wir danken den Autoren für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte als Informationsbroschüre des SLC. |
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